Amos Oz
Bei diesem Buch handelt es sich um einen weitgehend autobiographischen Roman, in dem sich Realität, Fakten und Fiktion vermischen.
Amos Oz, damals Amos Klausner, wurde 1939 in Jerusalem geboren. Seine Eltern, Arie und Fania Klausner waren Flüchtlinge aus Osteuropa.
Oz schildert Jerusalem aus einer sehr persönlichen Sicht heraus. Der Leser lernt die Atmosphäre zur britischen Mandatszeit kennen, erlebt Hunger und Entbehrung während der Belagerung, den Anschlag auf das King David Hotel, Freiheitskämpfe und die Teilung. Dabei geht es sehr persönlich zu. Man begleitet Amos Oz beim samstäglichen Besuch zu Onkels Joseph Klausner, der ein berühmter Professor für hebräische Literatur an der Hebräischen Universität Jerusalems war. Drei Kapitel widmet er ihm. Wir werden Zuschauer eines wichtigen Kapitels Israels: der Staatsgründung.
Prof. Joseph Klausner, ein Zionist der ersten Stunde, war der Gegenkandidat der Konservativen 1948 bei der Wahl des 1. israelischen Staatspräsidenten. Sein Gegenpart war Chaim Weizmann, der damals die Wahl gewann.
Amos begegnet manchem bekannten Menschen, so auch Ben Gurion. Wir dürfen sie aus der Innensicht betrachten.
Was ihn, und damit das Buch besonders prägt, ist der Selbstmord der Mutter mit 38 Jahren 1958. Immer fremd geblieben in Palästina-Israel, findet sie keine neue Wurzeln. Ihr lebenslustiger Mann orientiert sich an anderen Frauen, versucht sich zu retten. Immer wieder wechselt die Mutter von der Liebe zu der, ihr eigenen Finsternis, die auch der junge Amos Klausner nicht erhellen kann. Er beschließt nach dem Tod der Mutter in den Kibbuz Chulda zu ziehen. Hier wechselt er seinen Namen in Amos Oz, wobei „Oz“ „Kraft, Stärke“ bedeutet. Sein Vater heiratet ein Jahr nach dem Tod der Mutter ein zweites mal und zieht mit der 2. Ehefrau nach London um. Amos bleibt bis in die 80er Jahre im Kibbuz.
Ich vermute, dass er sich schuldig am Tod der Mutter fühlte, zumindest ohnmächtig. Durch harte körperliche Arbeit und Änderung des Namens in Oz = „Stärke“ versucht er m. E. die Ohnmachtsgefühle ab zu wehren. Es braucht lange, den Schatten der Vergangenheit zu entfliehen.
Er findet zur feingeistigen Welt seiner Vorfahren zurück, indem er Literatur und Philosophie an der Hebräischen Universität Jerusalems studiert. Lange lehrt er als Professor für hebräische Literatur an der Ben- Gurion-Universität des Negev in Be’er Scheva. Heute lebt der Schriftsteller in Arad in der Negev-Wüste, ganz in der Nähe des Grabes von Ben Gurion.
Es lohnt sich, das Buch zu lesen. Mit 800 Seiten Umfang kommt es schon sehr üppig daher. Oz beschreibt manches in epischer Breite, ein wenig Geduld braucht man schon. Dafür lässt Amos Oz uns Einblick nehmen in die frühe Geschichte des Israelischen Staates und ihre berühmten Politiker. Man erfährt Dinge, Geschichten, die nirgendwo sonst in der offiziellen Geschichtsschreibung stehen, z.B. was hatten die Politiker für Vorlieben, wie liefen persönliche Treffen mit ihnen ab und vieles mehr.
Lernen mit Lust durch Lesen….
Ein guter Plan….viel Spaß!